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Psychologie

Warum haben manche Händler Angst vor Short-Positionen und wie kann man dagegen angehen?

Kürzlich haben wir in unserer Serie über erfolgreiche Trader von einem Händler berichtet, der auf seinem FTMO Account nur Long-Positionen eröffnete. In diesem Artikel schauen wir uns an, warum einige Händler nur Long-Positionen eingehen und wie man mit diesem Problem umgehen kann.

Unser Händler konnte trotz der ausschließlichen Eröffnung von Long-Positionen eine sehr interessante Rendite erzielen, sodass es bei diesem speziellen Konto vermutlich kein großes Problem darstellte. Langfristig gesehen könnte man mit einem solchen Ansatz jedoch viele gute Gelegenheiten verpassen.

Dieser Trader ist aber keine Ausnahme. Unter Händlern, besonders Anfängern oder denjenigen mit Erfahrung im klassischen Investment, gibt es relativ viele solcher Fälle. Die Gründe für diese Abneigung können unterschiedlich sein, aber in den meisten Fällen liegt es daran, dass Spekulationen auf fallende Kurse für diese Händler einfach unnatürlich sind.

Die Macht der Gewohnheit

Beim Investieren, zum Beispiel in Aktien, ist Shorting immer noch mit einigen Problemen verbunden. Abgesehen davon, dass einige Menschen diese Spekulationen für unmoralisch halten, ist Shorting an den meisten Märkten mit zusätzlichen Gebühren verbunden, oder manche Titel können gar nicht geshortet werden. Das sind einfach praktische Gründe, bei denen man verstehen kann, dass Trader nicht an die Eröffnung von Short-Positionen gewöhnt sind. Gleichzeitig lernen Händler (die vom Investieren zum Trading gewechselt sind) in solchen Fällen zunächst, dass Shorting nichts Schlechtes ist.

Es ist im Kopf

Dann gibt es aber auch Gründe, die nicht auf technischen Problemen basieren, sondern eher psychologischer Natur sind. Investoren sind zum Beispiel daran gewöhnt, dass Aktienkurssteigerungen mit kleineren Pausen etwas sind, das auf eine funktionierende Wirtschaft (bzw. ein erfolgreiches Unternehmen) hinweist, und eine Abwärtsbewegung ist einfach etwas Schlechtes, das sie nicht erleben wollen. Sie sind an langfristige Aufwärtstrends gewöhnt und wollen daher nicht auf Rückgänge setzen. Unbewusst meiden sie so Aktien oder andere Instrumente, die sie für weniger qualitativ halten und mit denen sie nicht handeln wollen. Sie wollen einfach daran glauben, dass der Preis steigen wird, weil es so richtig ist (Optimismus-Bias).

Angst vor Verlusten

Ein weiterer Grund, hinter dem wieder die Psyche der Trader steckt, ist die Angst vor Verlusten. Trader nehmen Verluste viel sensibler wahr und verkraften sie viel schlechter als Gewinne. Negative Gefühle bei einem Verlust sind viel stärker als die Freude über einen Gewinn. Überall kann man außerdem lesen, dass bei einer Long-Position der theoretische Verlust nur das ist, was wir investieren (da das Minimum null ist), aber bei Short-Positionen kann der Verlust unbegrenzt sein, da der Preis unendlich steigen kann. Die Kombination aus Verlustangst und unbegrenztem Verlust führt dann zur Abneigung gegen das Eröffnen von Short-Positionen.

Interessant ist auch die Ansicht, dass wenn ein Trader auf einen Chart schaut und grüne und rote Kerzen sieht, die rote Farbe einfach etwas Negatives evoziert (oder Stopp wie bei einer Ampel) und umgekehrt ist Grün positiv, was wieder eine Abneigung gegen Spekulationen auf Rückgänge hervorruft. Oder wenn Trader über das Setzen von Stop Loss oder Take Profit sprechen, sprechen sie automatisch von SL nach unten, unter dem Preis und TP oben, weil sie Preissteigerungen automatisch als etwas Positives wahrnehmen.

Wie meistert man Shorts?

Egal was die Gründe für die Abneigung gegen Shorting sind, beim Trading ist es etwas, das dem Händler eher schadet und er sollte sich so schnell wie möglich damit abfinden. Da der Handel mit Hebel vor allem für kurzfristiges Trading geeignet ist, wo langfristige Trends keine so große Rolle spielen, ist das Eröffnen von reinen Long-Positionen völlig unnötig. Der Hebeleffekt führt praktisch dazu, dass das Eröffnen von Positionen in beide Richtungen gleich riskant ist und gleichzeitig das gleiche Gewinnpotenzial bietet. Beim Forex selbst, wo man innerhalb einer Position auf den Anstieg des Wertes einer Währung und den Rückgang des Wertes der anderen Währung spekuliert, kann man eigentlich nicht einmal von klassischem Shorting sprechen.

Wenn ein Händler Probleme mit der Angst vor Verlusten hat, muss er das nicht durch das Eröffnen von nur Long-Positionen lösen, sondern kann stattdessen lieber kleinere Positionen eröffnen. Eine Lösung könnte zum Beispiel sein, bei Long-Positionen größere Positionen zu eröffnen, aber Short-Positionen nur in halber Größe zu eröffnen, um sich dabei wohler zu fühlen.

Bei uns in FTMO empfehlen wir allen Händlern, keine zu großen Positionen zu eröffnen, egal ob es sich um Short oder Long handelt. Unnötiges Risiko funktioniert in keine Richtung.

Gutes Risikomanagement und Money Management ist die Grundlage für jeden Händler, aber für diejenigen, die Shorting lernen, gilt das doppelt. Ebenso gilt, dass wenn sie sich einmal entscheiden, ihre Strategie anzupassen und um die Möglichkeit von Short-Positionen zu ergänzen, muss die Strategie ausreichend getestet sein. Bei Short-Positionen können sie dann mehr Regeln festlegen, die den Einstieg bestätigen. Auch hier gilt, dass ihnen das helfen kann, sich wohl zu fühlen und sich nach und nach an Spekulationen auf Rückgänge zu gewöhnen.

Fazit

Die Möglichkeit, Short-Positionen auf Märkten wie Forex nicht zu nutzen, ergibt wirklich keinen Sinn, und Trader verzichten in einem solchen Fall unnötig auf viele gute potenziell profitable Gelegenheiten. Bei CFDs auf Rohstoffe, Indizes, Aktien oder Krypto ist es nicht ganz so eindeutig, aber angesichts der Einfachheit ist auch bei diesen Instrumenten das Nichteröffnen von Short-Positionen unnötig und logisch unbegründet. Wenn Sie Probleme mit dem Eröffnen von Short-Positionen haben, versuchen Sie, sich mit unseren Performance-Coaches zu beraten oder schauen Sie sich unseren Kurs zur Trading-Psychologie an. Handeln Sie sicher.

Über FTMO

FTMO hat einen zweistufigen Evaluierungsprozess entwickelt, um Handelstalente zu finden. Nach erfolgreichem Abschluss können Sie ein FTMO Account mit einem Guthaben von bis zu $200,000 erhalten. Wie funktioniert das?