{"id":661110,"date":"2025-06-20T15:00:36","date_gmt":"2025-06-20T13:00:36","guid":{"rendered":"https:\/\/ftmo.com\/?p=661110"},"modified":"2025-06-20T10:57:23","modified_gmt":"2025-06-20T08:57:23","slug":"wie-zentralbanken-die-finanzmaerkte-beeinflussen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/ftmo.com\/de\/wie-zentralbanken-die-finanzmaerkte-beeinflussen\/","title":{"rendered":"Wie Zentralbanken die Finanzm\u00e4rkte beeinflussen"},"content":{"rendered":"
Es gibt eine Reihe von Faktoren, die die Entwicklungen der Finanzm\u00e4rkte und die Bewegung der Preise von Anlageinstrumenten beeinflussen. Einer der Hauptakteure auf dem Markt (und nicht nur auf dem Devisenmarkt) sind die Zentralbanken. Ihr prim\u00e4res Mandat ist die W\u00e4hrungsstabilit\u00e4t, und sie verwenden mehrere grundlegende Instrumente, um dies zu erreichen.<\/em><\/p>\n Zentralbanken spielen eine der Schl\u00fcsselrollen bei der Stabilisierung der Wirtschaft und der Beeinflussung des Geschehens auf den Finanzm\u00e4rkten. Dazu nutzen sie verschiedene geldpolitische Instrumente, die in mehrere Hauptkategorien unterteilt werden k\u00f6nnen. Obwohl jede Zentralbank ein anderes Mandat hat (Preisstabilit\u00e4t, Inflationsziel oder Besch\u00e4ftigung), von spezifischen Bedingungen ausgeht und sich an verschiedene Zyklusphasen bzw. unterschiedliche Inflationsumgebungen anpasst, sind die von allen Zentralbanken genutzten Instrumente praktisch identisch. Investoren und Trader k\u00f6nnen jedoch diese Unterschiede und ihr Verst\u00e4ndnis zu ihrem Vorteil nutzen, da sie vielf\u00e4ltige Handelsm\u00f6glichkeiten schaffen.<\/p>\n Eines der wichtigsten und bedeutendsten Instrumente der Zentralbanken zur Erreichung der Preisstabilit\u00e4t sind die Zinss\u00e4tze, bzw. der Leitzins. Jede Zentralbank bestimmt einen anderen prim\u00e4ren Zinssatz, mit dem sie direkt den Wert ihrer W\u00e4hrungen beeinflussen kann.<\/p>\n Die amerikanische Zentralbank Fed bestimmt beispielsweise den Diskontsatz, das ist der Satz, zu dem sich Gesch\u00e4ftsbanken Geld direkt von der Fed leihen k\u00f6nnen. Die Europ\u00e4ische Zentralbank bestimmt wiederum den Satz f\u00fcr Hauptrefinanzierungsgesch\u00e4fte (Main Refinancing Operations Rate), den Zinssatz der Spitzenrefinanzierungsfazilit\u00e4t (Marginal Lending Facility Rate) und den Satz der Einlagefazilit\u00e4t (Deposit Facility Rate). Der erste ist der Satz, zu dem sich Banken Geld von der EZB f\u00fcr eine Woche leihen, der zweite ist der Satz, zu dem sich Banken \u00fcber Nacht Geld von der EZB leihen k\u00f6nnen, und der dritte ist der Satz, den Banken f\u00fcr die Einlage von Geld bei der EZB \u00fcber Nacht erhalten und der die Untergrenze der kurzfristigen Geldmarkts\u00e4tze bestimmt.<\/p>\n Eine Erh\u00f6hung der Zinss\u00e4tze f\u00fchrt zur Verteuerung von Krediten, was zu einer D\u00e4mpfung hoher Inflation und einer Abk\u00fchlung der Wirtschaft f\u00fchren sollte. Eine Senkung der Zinss\u00e4tze verbilligt hingegen Kredite in der Wirtschaft, was zu einer F\u00f6rderung von Investitionen und Konsum und folglich zu einem Wirtschaftswachstum f\u00fchren sollte. Eine Erh\u00f6hung der Zinss\u00e4tze in einem Land im Vergleich zu den Zinsen in anderen L\u00e4ndern kann zu einer erh\u00f6hten Attraktivit\u00e4t der jeweiligen W\u00e4hrung f\u00fcr Investoren f\u00fchren, da sie ihnen h\u00f6here Ertr\u00e4ge bietet. Das kann dann zu einer Wertsteigerung der jeweiligen W\u00e4hrung, bzw. zu einer St\u00e4rkung der W\u00e4hrung gegen\u00fcber anderen W\u00e4hrungen f\u00fchren.<\/p>\n Ein weiteres starkes Instrument der Zentralbanken sind die sogenannten Offenmarktgesch\u00e4fte (Open Market Operations). Dabei verkaufen Zentralbanken Wertpapiere an Gesch\u00e4ftsbanken und andere Subjekte oder kaufen von ihnen Wertpapiere, meist mit dem Ziel, das Geldvolumen in der Wirtschaft und damit die kurzfristigen Zinss\u00e4tze zu beeinflussen.<\/p>\n Wenn Zentralbanken Wertpapiere kaufen (kurzfristige Staatsanleihen), erh\u00f6hen sie damit die Liquidit\u00e4t im Bankensystem, was zur F\u00f6rderung der Kreditvergabe und damit auch der Wirtschaft f\u00fchrt. Wenn hingegen die Zentralbank Wertpapiere verkauft, reduziert sie damit die Liquidit\u00e4t am Markt mit dem Ziel, das Wachstum und damit auch die Inflation zu verlangsamen. Im ersten Fall handelt es sich um eine sogenannte expansive Geldpolitik, die in den letzten Jahren oft bei der sogenannten quantitativen Lockerung (Quantitative Easing) genutzt wurde. Der zweite Fall ist eine restriktive Politik, die Zentralbanken bei der quantitativen Straffung (Quantitative Tightening) nutzen.<\/p>\n Ein in letzter Zeit in entwickelten Volkswirtschaften wenig genutztes Instrument der Zentralbanken. In gr\u00f6\u00dferem Umfang nutzen es heute eher Zentralbanken in Schwellenl\u00e4ndern. Die Grundlage dieses Instruments ist die Bestimmung des Prozentsatzes der Einlagen, den Gesch\u00e4ftsbanken bei der Zentralbank als Reserve halten m\u00fcssen. Eine Erh\u00f6hung der Reserven f\u00fchrt zur Begrenzung der Geldmenge in der Wirtschaft, da Banken weniger Geld zum Verleihen haben, was dann zur D\u00e4mpfung des Wirtschaftswachstums und der Inflation f\u00fchrt. Eine Senkung der Reserven f\u00fchrt hingegen zu einer Erh\u00f6hung der Liquidit\u00e4t, was eine F\u00f6rderung von Krediten und Konsum zur Folge hat und zu einer Steigerung des Wirtschaftswachstums f\u00fchrt.<\/p>\n Es handelt sich um eine relativ extreme L\u00f6sung, bei der Zentralbanken direkt am Devisenmarkt eingreifen, um den Wechselkurs zu beeinflussen. Meist nutzen sie dazu ihre eigenen Reserven oder die M\u00f6glichkeit, theoretisch unbegrenzte Mengen ihrer eigenen W\u00e4hrung zu schaffen.<\/p>\n Im ersten Fall kaufen sie die heimische W\u00e4hrung, um deren St\u00e4rkung zu erreichen, beispielsweise wenn sie eine Senkung der Inflation erreichen wollen, oder sie verteidigen im Extremfall ihre W\u00e4hrung vor Spekulanten (das kann einigen Schwellenl\u00e4ndern passieren).<\/p>\n Zentralbanken greifen jedoch h\u00e4ufiger zur Schw\u00e4chung ihrer eigenen W\u00e4hrung, wenn sie Fremdw\u00e4hrungen gegen ihre eigene W\u00e4hrung kaufen, von der sie theoretisch unbegrenzte Mengen haben. In diesem Fall k\u00f6nnen Interventionen am Markt auch mehrere Jahre dauern, und Zentralbanken versuchen damit, den Export zu f\u00f6rdern (eine billigere heimische W\u00e4hrung f\u00fchrt zur Verbilligung heimischer Produkte auf ausl\u00e4ndischen M\u00e4rkten) und eine Steigerung des Wirtschaftswachstums zu erreichen. Dieser Ansatz der Zentralbanken bringt mehrere Risiken mit sich und kann die Glaubw\u00fcrdigkeit von Zentralbanken erheblich verringern, die eine Intervention schlecht timen oder deren Beendigung nicht bew\u00e4ltigen, wie es der Schweizer Zentralbank im Jahr 2015 passierte<\/a>.<\/p>\n Ein viel h\u00e4ufiger genutztes und gem\u00e4\u00dfigteres Instrument als Marktinterventionen ist die Vorausschau-Kommunikation der Zentralbanken, oft als Forward Guidance bezeichnet. Mit diesem verbalen Instrument beeinflussen Zentralbanken die Erwartungen der M\u00e4rkte bez\u00fcglich der zuk\u00fcnftigen Entwicklung der Zinss\u00e4tze oder der Inflation. Das Ziel ist meist, die Wirksamkeit anderer Instrumente zu erh\u00f6hen, ohne dass es zu deren Realisierung oder \u00c4nderung kommen muss. Die Wirksamkeit dieser Ma\u00dfnahme kann jedoch begrenzt sein, wenn sie im Widerspruch zu den aktuellen Schritten der Zentralbanken steht.<\/p>\n Je nachdem, wie die \u00c4u\u00dferungen der Bank auf die M\u00e4rkte wirken, k\u00f6nnen sie als falkenhaft (wenn sie eine Straffung der Geldpolitik andeuten) oder taubenhaft (Lockerung der Politik) charakterisiert werden. Zentralbanker k\u00f6nnen dann beispielsweise \u00fcber eine Normalisierung der Politik sprechen, wenn es um eine R\u00fcckkehr vom Ausnahmezustand zur typischen Geldpolitik geht. Weitere beliebte Begriffe der Zentralbanker k\u00f6nnen dann der sogenannte Endzins sein, der den maximalen Zinssatz und die Beendigung der Zinserh\u00f6hungen bezeichnet, oder der neutrale Zinssatz, der wiederum den Zinssatz bezeichnet, der weder restriktive noch stimulierende Auswirkungen auf die Wirtschaft hat.<\/p>\nZinssatzsteuerung<\/h2>\n
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Offenmarktgesch\u00e4fte<\/h2>\n
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Mindestreservepflicht<\/h2>\n
W\u00e4hrungsinterventionen<\/h2>\n
Forward Guidance<\/h2>\n